Val McDermid, Der lange Atem der Vergangenheit, übersetzt von Doris Styron. Drömer Verlag

Die bekannte schottische Autorin von Bestsellerromanen liefert mit diesem Kriminalroman einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Jugoslawienkrieges. Anfangs kommt das Geschehen nur mühselig in die Gänge, der Leser muss sich durch verschiedene Geheimdienste, Polizeiorganisationen und andere Gruppierungen in Schottland, England und dem Kosovo drchkämpfen. Ab ca. Seite 130 gewinnt das Geschehen an Fahrt.
Die Geografieprofessorin Maggie Blake verliebt sich während des Bürgerkrieges in Dubrovnic in den intelligenten, allseits bewunderten Geheimdienstgeneral Mitja Petrovic, der aus dem Kosovo stammt.Zu Beginn des Romans wird ein Skelett auf dem Dach einer Schule mit einem Einschussloch im Schädel gefunden. Es stellt sich heraus, dass es dieser vor acht Jahren verschwundene Mitja ist. Nun entwickelt die Atorin, geschickt die grausame Vergangenheit des Jugoslawienkrieges mit der Gegenwart verknüpfend, die Geschichte von Maggie Blake und Mitja Petrovic. Sie führt durch diesen „Dschungel von Macht“, ohne jedoch zu werten oder zu (ver)urteilen. Die Gräuel, die sowohl die Kroaten den Serben und die Serben den kroaten angetan haben, werden geschildert ( vielleicht ein wenig zu ausführlich -bedient da die Autorin einen gewissen Voyeurismus?). Die Tatsache, dass zu viele Täter davongekommen sind und sich so manche – wie ebene auch Mitja – als private Rächer aufspielen, wird ebenso wie die Frage nach Recht und Gerechtigkeit gestellt. Hat der Mensch das Recht, Rache zu üben? Wie effizient arbeiten Gerichte? Die Frage von Opfer und Täter spielt ebenso eine wichtige Rolle. So wird aus der Kriminalstory fast ein Lehrstück über die Aufarbeitung oder eben Nichtaufarbeitung von Kriegsverbrechen und der Schuldfrage.